cg. Kirchardt. Eine der jungen Damen fehlte, so mußte das Programm komplett umgestellt werden. Gospels, Gags, Rap-Songs, Tänze und persönliche Denkanstöße über den christlichen Glauben - die Kloster-Show der Gruppe "Sister Action" kam an bei den rund 250 Besuchern, die am Freitag zur Auftaktveranstaltung des Musikfestivals der Bezirksjugend in die Festhalle gekommen waren.
Licht aus, Glockengeläut an. Mit Leichenbittermienen ziehen die sechs Nonnen von "Sister Action" in die Halle ein. Auf der Bühne wird ein glockenrein-schönes "Lobet den Herren" angestimmt. Gestrengen Blickes läßt Oberin Usambara die Schwestern die Ordensregeln aufsagen. Salbungsvolle Worte, bevor sie die Bombe platzen läßt: Moderator "Matthias Goldmann" vom "Radio für die milden Müden" (*1) hat dem Konvent die Mitwirkung bei der Show "Das isses" angeboten. Begeisterung bei den Schwestern. Schnell ist die skeptisch-konservative Oberin überstimmt, erste zaghafte Rap- und Tanzversuche werden gestartet. Neun Monate später ist es dann soweit: Eurovisionsfanfare, Applaus. Die Show beginnt.
Gospels, Coverversionen mit eigenen Texten, Tanznummern, Mitmachlieder, aber auch nachdenkliche Töne stehen auf dem Programm. Singen wollen die Nonnen von .,Sister Action", um "Gott Komplimente zu machen". "Er hat's verdient! " betonen die Schwestern. Keine der jungen Frauen auf der Bühne ist eine "echte" Nonne. Fresia, Azalea, Benjamina, Chrysanthema und die anderen vier Schwestern mit den irrwitzigen Blumennamen gehen "weltlichen" Berufen nach, verdienen ihr Geld als Lehrerin, Fotografin oder Erzieherin. Dabei wollen sie keine perfekte Show hinlegen oder nur unterhalten. Es geht ihnen um mehr, und das wurde deutlich.
Als musikalische Grundlagen müssen Stücke von "DJ Bobo" ("Pray"), "Lucylectric" ("Mädchen"), "Queen" ("The Show Must Go On") und den "Fantastischen Vier" herhalten. Befreundete Musiker haben die soliden Instrumentalplaybacks eingespielt (*2), eine routinierte Technik-Truppe im Hintergrund sorgt für Licht und guten Sound. Ideen und Texte stammen von den jungen Damen selbst - und halten mit der christlichen Glaubensüberzeugung, die die sechs Nonnen verbindet, nicht hinterm Berg. Gnadenlos gecovert etwa: das "Queen"-5tück "The Show must go on", wo es im "Sister Action"- Text heißt: "Fang ganz neu mit Jesus an, dann fängt das ganze Leben für dich an!" Fromme Worte, von "Oberin" Usambara überzeugend gesungen und anschließend kommentiert. Langweilig sei die Sache mit dem Glauben nur dann, "wenn man immer nur zuhört". Ein Leben mit Gott sei "alles andere als langweilig".
Alles andere als langweilig war denn auch das folgende Programm
der Sisters. Kleine Highlights: die Gospels, etwa "Lean on
me" oder "Joyful, joyful" aus dem Film "Sister
Act II" Hier legte Nonne Fresia alias Ellen Kettemann (*3)
beachtliches Gesangstalent an den Tag. Schwarzlicht-Tanz und
Rap-Einlagen kommen an. Aus "Sie ist weg" wird im Text
der "Sisters" "Er ist da" (*4).
Jesus natürlich. "und du bist nie mehr allein, allein!".
Zum Schluß schmettern sie: "Mir geht's so gut, weil
ich - 'ne Nonne bin!". Daß der christliche Glaube viel
mit Lebensfreude und Bejahung der eigenen Stärken und Schwächen
zu tun hat, vermittelten die jungen Damen aus dem lieblichen Taubertal
mit Charme und Tiefgang.